Idee
Die Grundidee eine Campingbox zu bauen ist einfach. Die konkrete Idee mit allen Finessen zu verwirklichen ist nicht ganz so intuitiv. Es stellen sich viele Grundsatzfragen über die Materialienwahl, das allgemeine Layout, die Funktionen, sowie ob es nicht einfacher ist auf fertige Lösungen zurückzugreifen. Nach längerer Planungs- und Diskussionsphase haben wir folgende Entscheidungen getroffen:
Grundsätzliches Layout:
Der Schlafauszug sollte sowohl mit als auch ohne zweite Sitzreihe funktionstüchtig sein.
Nach hinten sollten Schwerlastauszüge ausfahrbar sein für Gepäck und Kochstelle.
Selbst bauen oder kaufen?
Inzwischen gibt es viele kommerzielle Lösungen, um schnell und unkompliziert einen VW Bus in einen funktionstüchtigen Camper umzubauen. Das Angebot ist beinahe unüberschaubar. Dennoch entschieden wir uns für eine selbstgebaute Lösung um alle Ansprüche, die uns in der Planungsphase einfielen, so gut als möglich abdecken zu können.
Material:
Als Material kommen 2 unterschiedliche Typen zur Auswahl: Holz oder Alu. Ein Gestell aus Aluminiumprofilen kann schnell zusammengeschraubt und genauso schnell wieder auseinandergebaut werden. Zudem ist es leichter als ein Vollholz–Ausbau. Der Vorteil eines Holzausbaues ist die Flexibilität durch nachträgliches Sägen oder Anschrauben, sowie die in unserem Fall vorhandene Holzwerkstätte. Daher überwogen für uns die Vorteile eines Ausbaues aus Holz und so entschlossen wir diesen zu fertigen.
Höhe:
Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist die Höhe des Ausbaues. Eine niedrige Bauhöhe resultiert in weniger Stauraum unter der Liegefläche, jedoch kann das Bett unter Tags auch als Sitzgelegenheit genutzt werden. Da wir den Campingausbau auch mit eingebauter zweiter Sitzreihe nutzen wollen, musste die Liegefläche über die umgeklappten Sitze passen. Somit wurde die Höhe des Ausbaues durch die Höhe der umgelegten zweiten Sitzreihe vorgegeben.
Länge:
Die Bodenlänge des VW Transporters hinter dem Fahrersitz beträgt ca. 2,6m. Jedoch sind Fahrer– und Beifahrersitz leicht nach hinten geneigt, wodurch die effektiv nutzbare Länge etwas kürzer (ca. 2,35m). Da wir mit unseren 1,70 nicht die volle Länge zum Schlafen beanspruchen, wurde die Länge des ausgezogenen Schlafteils mit 1,90m geplant. Die Länge des Unterbaues sollte den gesamten Kofferraum füllen, also von der Heckklappe bis zur zweiten Sitzbank.
Breite:
Als Breite des Unterbaues war für uns der Abstand zwischen den Radkästen ausschlaggebend. Dieser beträgt 124cm. Die Liegefläche im Kofferraum sollte so breit als möglich werden. Die Platten hierzu gehen bis zu den Fenstern und schließen fast bündig mit dem unteren Ende der Fester ab.
Aufteilung Gepäckteil:
Für die hinteren Gepäcksauszüge entschieden wir uns für eine Aufteilung im Eurobox-Format. Ein Auszug sollte für 60cm Euroboxen passen, der andere für 40cm. Durch die Schwerlastauszüge ist es möglich die ganze Länge des Ausbaues zu nutzen. Die nutzbare Grundfläche der beiden Schwerlastauszüge beträgt: 3 Euroboxen im Format 60x40cm und 2 Euroboxen im Format 30×40 cm. Weiters sollte der kleinere Auszug mit den 40cm Breite der Küchenauszug werden. Hierzu sollte er höher gelegen sein, um eine optimale Kochposition bieten zu können. Gleichzeitig kann der darunter gewonnene Platz für sperrige Objekte wie Campingsessel genutzt werden.
Schlafauszug:
Der Schlafauszug bereitete anfänglich das meiste Kopfzerbrechen. Da er sowohl mit, als auch ohne zweite Sitzreihe funktionieren sollte, war es nicht einfach eine Verankerung zu konzipieren die immer funktioniert. Letztendlich wurde das Problem mit einem freischwebenden Schwerlastauszug gelöst. Im Fahrbetrieb ist der Schwerlastauszug geschlossen hinter der zweiten Sitzbank verstaut. Im Schlafbetrieb wird ein Balken über die umgeklappten Sitze gefahren und eine Platte aufgelegt. So ist der Schlafplatz unabhängig von der Sitzkonfiguration immer einsatzbereit.
Planung
Ein Sprichwort besagt „Planung ist die halbe Miete“. In diesem Fall trifft es sogar zu, da sich mit dem Planen und Diskutieren neue Möglichkeiten bieten und so manche Ideen wieder verworfen werden.
Die ersten Skizzen wurden per Hand angefertigt, um beim Diskutieren nicht nur aneinander vorbeizureden, sondern gemeinsam dasselbe Abbild vor Augen zu haben.
Schlussendlich wurden folgende Aspekte eingeplant:
- Bettauszug: Der Bettauszug ist auf Schwerlastauszügen freischwebend. Dies bedeutet, dass wir sowohl mit eingebauter zweiter Sitzreihe (als 4/5/6-Sitzer) als auch ohne (als 3-Sitzer) fahren und auch schlafen können.
- Auszug Gepäck: Auf einem Schwerlastauszug passen je 3 40x60cm Euroboxen mit einer Stauhöhe von bis zu 62cm.
- Auszug Küche: Auf einem Schwerlastauszug passen je 2 40x60cm Euroboxen mit ca. 35cm Höhe. Durch die höhergelegte Fläche ist dieser Auszug optimal als Kochfläche zu verwenden.
- Stauraum: Unter dem Küchenauszug ist noch Platz für Camping-Sessel und Tisch sowie Auffahrklötze und anderes sperriges Equipment.
- Durchlüftung: Die Seitenwände, sowie Teile der Schlaffläche sind teilweise offen, um Luftzirkulation zu ermöglichen.
- Notfallzugriff: Fall das Wetter wirklich nicht mitspielt kann die Schlaffläche der Campingbox teilweise auch von innen angehoben werden, um an das darunter liegende Gepäck zu kommen. Weiters ist dies notwendig, um den gesamten Ausbau ein und auszubauen.
- Große Schlaffläche: Kopfseitig ist die volle Breite des Autos ausgenutzt und so kommt man auf eine Breite von ca. 160cm.
Anschließend wurde die finale Skizze mit allen Ideen in Solid Edge konstruiert, um auch ein anschauliches 3D Modell für den tatsächlichen Bau bereit zu haben.
Wie das Ganze nun wirklich aussieht, ist im nächsten Blog Eintrag zu sehen 😉